Sopran
Daniela Immoos
Regula Konrad
Marni Schwonberg
Regina Tondi
Alt
Anja Kühn
Timo Lieber
Javier Robledano Cabrera
Tenor
Simon Art
Valentin Gloor
Dieter Wagner
Bass
Ismael Gonzalez Arròniz
Michael Kreis
Othmar Sturm
Christian Villiger
Violoncello
Mara Miriburg
Orgel
Marc Meisel
The Raschèr Saxophone Quartett:
Christine Fall
Elliot Riley
Bruce Weinberger
Kenneth Coon
Leitung
Sebastian Goll
20.08.2011, 20.00 Uhr, Stadtkirche Liestal (BL)
21.08.2011, 17.00 Uhr, Klosterkirche Rheinau (ZH)
24.08.2011, 18.00 Uhr, Klosterkirche Mariastein (SO)
04.09.2011, 18.00 Uhr, Basler Münster
Werke von Johann Sebastian Bach, Gija Kancheli u.a.
Gib Frieden... der Frieden, ersehnt
und erhofft als höchstes Gut der Menschheit, steht im Mittelpunkt
des Konzertprogramms der Basler Vokalsolisten. Der Frieden begegnet uns dabei in seinen verschiedensten Facetten. Ganz real und fassbar ist er als Gegenpol zum Krieg zu verstehen. Er bedeutet Befreiung von Gewalt, Brutalität und Angst.
Die Sehnsucht nach Frieden existiert aber gleichsam auf einer anderen Ebene. Im Angesicht des Todes, vielleicht gezeichnet von Krankheit und schwerem Leid, sehnt sich der Mensch nach Erlösung. Er harrt darauf, endlich frei von Schmerzen zu sein. Fühlt er sich im Glauben eingebettet, so ist das Sterben für ihn der ersehnte Übergang in eine andere Welt, die ewige Ruhe und himmlischen Frieden verspricht.
Genau diese Situation ist Thema des Actus tragicus von Johann Sebastian Bach. Textlich liegen der Trauerkantate Trostsprüche zu Grunde, die 1668 in Leipzig in Johann Olarius` “Christliche Betschule“ gedruckt wurden. Zur damaligen Zeit war es üblich, solche Trostsprüche zu memorieren. Diese wurden im Leben ausgewählt, während des Sterbens gesprochen und schließlich auch zur Trauerfeier thematisiert.
Eine spannende Besonderheit des Projekts „da pacem...“ der Basler Vokalsolisten ist die außergewöhnliche Besetzung. Zu dem professionellen Vokalensemble gesellt sich das renommierte „The Raschèr Saxophone Quartet“. So wird Bachs „Actus tragicus“ in ungewöhnlicher, reizvoller Bearbeitung für Saxophon- Quartett zu hören sein.
Den zweiten programmatischen Höhepunkt des Projekts bildet Gija Kanchelis „Amao omi“, welches extra
für eine solche Besetzung geschrieben wurde. Textlich liegen dem Stück des Georgischen Komponisten einzelne Worte dessen Muttersprache zu Grunde. Titel
ist „Der grausame Krieg“. Und so ist das Werk, auch wenn die verwendeten Worte nicht nur als Inhalt sondern auch explizit als Klangmaterial genutzt werden, als Reminiszenz an vergangene grausame Kriegsschrecken zu verstehen.
Umrahmt werden diese beiden Hauptwerke des Programms durch „Agnus Dei“ und „Dona nobis pacem“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts Missa brevis in D, KV 194.
Nicht nur der Frieden an sich kann uns in verschiedenen Formen begegnen, auch das Rufen und Bitten um ihn kann in den unterschiedlichsten Tönen erklingen. So kann der Ruf fordernd, unerbittlich, aber auch zögernd, klagend oder inbrünstig ehend daher kommen. Mozarts „Dona nobis pacem“ tritt uns dagegen in heiterem versöhnlichen Gestus entgegen. Für einen Moment werden wir dem Leid enthoben – unsere Seele darf ausruhen.
Freuen Sie sich auf außergewöhnliche Klangkombinationen, berührende Klangmomente und schillernde Klangfacetten. Ob Saxophon oder Stimme – Atem wird zu Klang. Lassen Sie sich forttragen vom Atemstrom, dem Atem, der seufzt, ruft, eht und bittet – da pacem...
Traverso
Marc Hentaï
Basler Vokalsolisten:
(Einstudierung: Sebastian Goll)
Sopran
Regula Konrad
Marni Schwonberg
Alt
Javier Robledano Cabrera
Anja Kühn
Tenor
Dieter Wagner
Valentin Gloor
Bass
Michael Kreis
Sebastian Goll
MUSICA FIORITA:
Violine
Miki Takahashi
Katharina Heutjer
Christoph Rudolf
Viola
Adam Romer
Violoncello
Jonathan Pesek
Violone
Cecilia Knudtsen
Giuseppe Lo Sardo
Erzlaute
Rafael Bonavita
Theorbe
Juan Sebastian Lima
Fagott / Timpani
Hiram Santos
Naturtrompete
Henryk Moderlak
Giuseppe Frau
Orgel, Cembalo und Leitung
Daniela Dolci
30.10.2010, 19:30 Uhr, Leonhardskirche Basel
Johann Gottlieb Graun (1702/3 - 1774): Concerto a 5 in D-Dur
Wilhelm Friedemann Bach (1710 - 1784): Konzert für Flöte und Orchester «in tempo di pace» für Soli, Chor und Orchester (1763)
Johann Gottlieb Graun: Concerto a 5 in A-Dur
Wilhelm Friedemann Bach: «Dienet dem Herrn mit Freuden»
MUSICA FIORITA widmet Wilhelm Friedemann, dem ältesten der Söhne von Johann Sebastian Bach, zu dessen 300. Geburtstag ein Ständchen: das Programm «Sturm und Drang» mit unbekannten Kompositionen aus seinem Werk. Den Motetten und dem Flötenkonzert von Wilhelm Friedemann Bach werden die Kammerkonzerte dessen Violinlehrers Johann Gottlieb Graun (1702/3 - 1774) gegenübergestellt.
Alle im Programm aufgeführten Werke stammen aus dem Archiv der renommierten SING-AKADEMIE zu Berlin. Die 1791 von Carl Friedrich Christian Fasch, Hofcembalist Friedrichs des Grossen, gegründete Institution verfügt über eine sehr umfangreiche Sammlung an Musikhandschriften und -drucken aus dem 18. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg glaubte man die Sammlung verloren, in 1999 wurde sie jedoch in Kiew wiederentdeckt. Mit dem Programm «Sturm und Drang» leistet MUSICA FIORITA einen Beitrag zur Rezeption dieser Werke, die in den letzten fünf Jahrzehnten verschollen waren und nun dank der Wiederentdeckung ein neues Repertoire für historisch informierte Aufführungspraxis bilden.
Basler Vokalsolisten:
Sopran
Regula Konrad
Marni Schwonberg
Alt
Javier Robledano Cabrera
Kazuko Nakano
Tenor
Dieter Wagner
Simon Art
Bass
Michael Kreis
Sebastian Goll
MUSICA FIORITA:
Zink
Bork-Frithjof Smith
Violine
Miki Takahashi
Katharina Heutjer
Posaune
Henning Wiegräbe
Violoncello
Jonathan Pesen
Violone
Giuseppe Lo Sardo
Erzlaute
Rafael Bonavita
Theorbe
Juan Sebastian Lima
Liturgische Disposition, Gregorianischer Choral
Luca Ricossa
Orgel, Cembalo und Leitung
Daniela Dolci
25.09.2010, 20:15 Uhr, Marienkirche, Basel
Giovanni Paolo Cima (c1570 - 1630):
Deus in auditorium meum intende
Sonata à 4 für 2 Violine, Posaune, Violone und Basso Continuo
Antifona, Assumpta est Maria
Adiuro vos filiae für Canto und Basso Continuo
Antifona, Maria virgo assumpta est
O dulcedo meliflua für Canto und Basso Continuo
Sonata in g-moll für Violine, Violone und Basso Continuo
Antifona, In odorem unguentorum tuorum
Surge propera für Duoi Canti in eco und Basso Continuo
Antifona, Benedicta filia
Vulnerasti cor meum für Canto, Tenor und Bass
Sonata à 3 für Violine, Zink, Violone und Basso Continuo
Antifona, Pulchra es et decora
Vidi speciosam Duoi Soprani und Tenore
Hymnus, Ave Maris Stella
Capitulum
Andrea Cima (vor 1606 - nach 1627):
Capriccio für Zink und Basso Continuo
Capriccio für Violine, Zink, Posaune, Violone und Basso Continuo
Antifona, ad Magnificat, Hodie Maria virgo
Giovanni Paolo Cima:
Quae est ista für Zwei Soprane und Tenor
Sonata in d-moll für Violine, Violone und Basso Continuo
Benedicamus Domino
Assumpta est Maria à 8
Giovanni Paolo Cima «Vespro della Beata Virgine» 1610
In Mailand erschienen im Jahre 1610 Giovanni Paolo Cimas Concerti ecclesiastici, eine Sammlung geistlicher Vokal- und Instrumentalwerke. Cima prägte als einer der führenden Komponisten Mailands den Stilwandel zwischen Renaissance und Frühbarock, seine Werke jedoch geraten neben denjenigen von Claudio Monteverdi oft in Vergessenheit. MUSICA FIORITA führt darum zum 400-jährigen Jubiläum in Zusammenarbeit mit den Basler Vokalsolisten das Werk «Vespro della Beata Virgine» aus den Concerti ecclesiastici auf.
Giovanni Paolo Cima war im frühen 17. Jahrhundert in Mailand als Komponist, Organist und Theoretiker tätig - seine mehrstimmigen Werke, wie Assumpta est Maria, sind interessant aufgrund ihrer Echo- und Dialogstruktur. Cima gilt als Pionier auf dem Gebiet der Instrumentalmusik: In der im Jahre 1610 erschienenen Sammlung Concerti ecclesiastici finden sich die frühest überlieferten Solo- und Triosonaten: die Sonata per violino e basso continuo und die Sonata a 3 per violino, cornetto e basso continuo. Mit grossem kompositorischem Geschick verbindet Cima Kompositionstechniken aus der seconda prattica (Frühbarock) mit solchen aus der prima prattica (Renaissance) und legt den Grundstein für die Entstehung der wichtigen Instrumentalgattungen im Barock.
Basler Vokalsolisten:
il desiderio –
ensemble für alte musik:
Sprecherin
Salomé Janz
Leitung
Sebastian Goll
17.04.2010, Stadtkirche Liestal, Feierliche Eröffnung des 550-Jahr-Jubiläums der Universität Basel
25.04.2010, 10:00 Uhr, Münster Basel, Festgottesdienst 550 Jahre Universität Basel
Zum Auftakt:
• Pierre Attaingnant (ca. 1494-ca. 1552): «Pavanne»
• Heinrich Isaac (ca. 1445-1517): «Christ ist erstanden»
• Prof. Dr. Antonio Loprieno, Rektor
• Ludwig Senfl (ca. 1486-ca. 1543): «Ach Elslein, liebes Elslein mein»
• Urs Wüthrich, Regierungspräsident des Kantons Basel-Landschaft
• Heinrich Isaac (ca. 1445-1517): «Ecce virgo concipiet»
• Dr. Guy Morin, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt
• Ludwig Senfl (ca. 1486-ca. 1543): «Lust hab' ich ghabt zuer Musica»,
«Mit Lust tritt ich an diesen Tanz»
• Bundesrat Moritz Leuenberger
Zum Ausklang:
• Arnold von Bruck (ca. 1490-1554) «So trinken wir alle diesen Wein»
• Pierre Attaingnant (ca. 1494-ca. 1552): «Gaillard»
2010 feierte die Universität Basel ihr 550-jähriges Bestehen. Am 17.4.2010 fand die Eröffnungsfeier in der Stadtkirche Liestal statt, bei der neben den Regierungen der beiden Basler Kantone auch Moritz Leuenberge als Vertreter des Bundesrats anwesend war. Den Basler Vokalsolisten wurde die ehrenvolle Aufgabe zuteil, die Veranstaltung musikalisch zu umrahmen.
Es war Musik aus der Gründungszeit der Universität Basel zu hören . Die interessante Besetzung der Stücke - Vokalensemble plus Zinken, Posaunen und Perkussion- ermöglichte ein erneutes gemeinsames Musizieren mit il desiderio.
Neben dem Genuss musikalischer Leckerbissen wurden die Zuhörenden durch die Schauspielerin Salomé Jantz quasi zu Zeitzeugen des Geschehens. Als Maria Brandt, der ersten Stifterin der Universität Basel, liess sie in verschiedenen Texten Vergangenes lebendig werden.
Basler Vokalsolisten:
Sopran
Daniela Immoos
Regula Konrad
Marni Schwonberg
Regina Tondi
Alt
Dorothée Heit
Anja Kühn
Javier Robledano Cabrera
Tenor
Simon Art
Daniel Manhart
Nicolas Savoy
Bass
Michael Kreis
Othmar Sturm
Christian Villiger
Instrumentalensemble:
Violine
Meret Lüthi
Sabine Stoffer
Viola
Salome Janner
Michèle Pary
Gambe
Silvia Tecardi
Violone
Giuseppe Lo Sardo
Theorbe
Julian Behr
Barockharfe
Masako Art
Orgel
Daniel Rüegg
Leitung
Sebastian Goll
13.09.2009, 17:00 Uhr, Kirche St. Stephan Therwil
19.09.2009, 20:00 Uhr, Grossmünster Zürich,
20.09.2009, 18:00 Uhr, Ref. Kirche Widen/Mutschellen
08.11.2009, 17:00 Uhr, Kirche St. Franzikus, Riehen
Heinrich Schütz (1585-1672): Stehe auf meine FreundinSWV 489, 1. Teil
Marc-Antoine Charpentier (ca.1643-1704): Pulchra es et decora
Edvard Grieg (1843-1907): Hvad est du dog skjøn
Beat Vögele (*1978): Hohelied-Interventionen oder Gewaltaspekte im Hohelied, 1. Teil: Dialogus
Heinrich Schütz: Stehe auf meine Freundin SWV 489, 2. Teil
Georg Muffat (1635-1704): Delirium Amoris, Concerto Nr. 11 in e-moll (Sonata Grave Allegro, Ballo Allegro, Grave - Presto, Menuet Allegro, Giga)
Melchior Franck (ca. 1580-1639): Fahet uns die Füchse
Heinrich Schütz: Ich beschwöre euch (Dialogus) SWV 339
Beat Vögele: Hohelied-Interventionen oder Gewaltaspekte im Hohelied, 2. Teil: Vigilia
Johann Christoph Bach (1642-1703): Meine Freundin, du bist schön (Kantate)
Der Klang des Ursprünglichen
Bis heute ziehen uns die poetischen und hoch erotischen Texte des „Shir Hash-Shirim“, wie das Lied der Lieder ursprünglich auf Hebräisch hieß, in seinen Bann. Der Titel verrät, welch hoher Stellenwert diesem Liebeslied zugeschrieben wurde. Denn durch die Verbindung eines Wortes mit seinem eigenen Plural drückt die hebräische Sprache die höchste Steigerung aus. Erst Martin Luther prägte den uns bekannten Begriff „Hohelied“ und verlieh damit, der mittelalterlichen Sprachgewohnheit entsprechend, dem Superlativ Ausdruck. Die Sammlung der locker zusammengefügten Liebeslieder dürfte erst nach dem babylonischen Exil (586-538 v. Chr.) vielleicht im 4. Jahrhundert entstanden sein, das schließt nicht aus, dass einige Lieder erheblich älter sind. Heute neigt die Forschung dazu die Salomonische Epoche wieder ernsthaft ins Auge zu fassen, war diese doch eine Zeit aufgeklärter Weltlichkeit und zugleich offen für alle im Hohelied deutlich erkennbaren ausländischen, vor allem ägyptischen Einflüsse.
Die Texte des Hoheliedes befl ügelten seit jeher die Phantasie der Leser auf besondere Weise – musste doch immer wieder geklärt und gerechtfertigt werden, was da stand und wie es Aufnahme in den Kanon der heiligen Schriften gefunden hatte. Je unfassbarer das Gemeinte schien, desto stärker wurden die Bemühungen, durch allegorische Deutungen das bestehende Weltbild nicht ins Wanken geraten zu lassen.
Heute sehen wir uns einer Fülle und Vielfalt von Übersetzungen und Nachdichtungen des Hoheliedes gegenüber. Keine ist völlig frei von persönlicher Färbung und sich spiegelndem Zeitgeist. Meist wurde versucht zu erklären. Lücken im Text glaubte man schließen zu müssen und so wird uns nicht die Freiheit gelassen, das Lied der Lieder als das zu erfahren, was es vielleicht ist oder sein könnte. Gelingt es uns, für den Moment des Hörens unser Wissen zu vergessen, um uns von einengenden Deutungen zu befreien, so erreicht uns vielleicht eine Ahnung des Ursprünglichen. Dann sehen wir uns einem Text gegenüber, der in uns ein Echo von Klängen aus längst vergangenen Zeiten ruft.
So ist das Konzertprogramm der Basler Vokalsolisten ein Versuch, sich den Texten des Hoheliedes auf unterschiedlichste Art zu nähern. Komposition ist zu verstehen als Stellungnahme zum Text. Seien es Johann Christoph Bach, Marc-Antoine Charpentier, Melchior Franck und Heinrich Schütz im 17. Jahrhundert oder Edvard Grieg im 19. Jahrhundert – jeder Tonschöpfer war mehr oder weniger geprägt durch seine Zeit und deren Ansichten und konfrontiert uns dennoch mit persönlicher Sichtweise auf den von ihm vertonten Text.
Die Basler Vokalsolisten freuen sich, dass Beat Vögele, gleichsam als Sprachrohr unserer Zeit, sich mit den Texten des Hoheliedes auseinandersetzte um zwei Stücke für das Ensemble zu schreiben und diesem zur Uraufführung anzuvertrauen. In seinen „Hohelied-Interventionen“ Dialogus und Vigilia geht er den Geschlechterrollen im Hohelied nach. Er richtet den Fokus auf terminologisch ambivalente Textstellen im Hohelied, in welchen er unterschwellig Aspekte von Gewalt mitschwingen hört und setzt sich in seinen Interventionen mit Themen wie Individuum und Gruppe, Norm und Normübertretung, Insider Outsider, Grenzen akzeptieren und übertreten, Albtraum und Klarheit, Aggressoren und Mitläufer, Sackgassen, Furcht, Lethargie, Depression, Hohn und Fallgruben auseinander.
Die Konzertbesucher werden also hörender Weise in den letzten Jahrhunderten unserer Musikgeschichte unterwegs sein und dem Lied der Lieder in unterschiedlichster Interpretation und Ausschmückung begegnen. Zwischen den einzelnen Stationen soll es immer wieder die Möglichkeit des Innehaltens geben. Auszüge aus dem Hohelied werden auf hebräisch und in einer möglichst textgetreuen deutschen Übersetzung zu hören sein. Das immer wieder Eintauchen in die ursprünglichen Texte sollen dem Zuhörenden die Freiheit geben, sich vom Zauber und derKraft einer längst vergangenen Epoche gefangen nehmen zu lassen oder auch einen neuen und ganz eigenen Zugang zu den Texten des Hohelieds zu fi nden.
In der Mitte des Programmes steht mit „Delirium Amoris“ein Instrumentalstück von G. Muffat.Nicht nur in seiner Satzabfolge, eine spannende Symbiose aus konzertantem Glanz und gewitzter Tanzmusik, ist das Stück kontrastreich, sondern auch in Anbetracht der Besetzung. Beides beschreibt Muffat im Vorwort dazu wie folgt: «...durch scharffes Beobachten dieser oppostion, oder Gegenhaltung der langsamb- und geschwindigkeit / der Stärcke / und Stille; der Völle des grossen Chores / und der Zärtigkeit des Terzett / gleich wie die Augen durch Gegensatz des Liechts / und des Schattens / also wird das Gehör in ein absonderliche Verwunderung verzuckt.»
Basler Vokalsolisten:
Sopran
Camilla de Falleiro
Regula Konrad
Marni Schwonberg
Regina Tondi
Alt
Barbara Erni
Anja Kühn
Javier Hagen
Javier Robledano
Tenor
Simon Art
Valentin J. Gloor
Nicolas Savoy
Dieter Wagner
Bass
Ulrich Acolas
Markus J. Frey
Mark Kölliker
Othmar Sturm
il desiderio - ensemble für alte musik:
Zink
Hans-Jakob Bollinger
Agathe Gautschi
Posaune
Markus Bertschi
Christian Braun
Werner Engelhardt
Dulzian
Susann Landert
Violine
Meret Lüthi
Aina Hickel
Bratsche
Kathia Robert
Matthias Jäggi/Christoph Riedo
Gambe
Silvia Tecardi
Violone
Francis Palma
Chitarrone
Julian Behr
Orgel
Yves Bilger/Daniel Rüegg
Harfe
Masako Art
Leitung
Sebastian Goll
19.04.2008, Kirche Alt-Weil
20.04.2008, St. Stephan Therwil/BL
04.05.2008, Klosterkirche Mariastein/SO
06.05.2008, Stadtkirche St. Johann Laufenburg/AG
22.08.2008, 19:30 Uhr, Dreifaltigkeitskirche Bern
24.08.2008, 17:00 Uhr, Klosterkirche Rheinau
06.09.2008, 19:30 Uhr, Stadtkirche Aarau
07.09.2008, 18:00 Uhr, Münster Basel
Claudio Monteverdi «Vespro della Beata Vergine da concerto composto sopra canti fermi» (1610) und «Magnificat a 6/7voci»
mit «il desiderio», Ensemble für Alte Musik
Vespro della Beata Vergine
da concerto composto sopra canti fermi, 1610
- Introitus Deus in adiutorium
- Psalmus Dixit Dominus
- Concerto Nigra sum
- Psalmus Laudate pueri Dominum
- Concerto Pulchra es
- Psalmus Laetatus sum
- Concerto Duo Seraphim
- Psalmus Nisi Dominus
- Concertom Audi coelum
- Psalmus Lauda Jerusalem
- Sonata Sopra Sancta Maria
- Hymnus Ave maris stella
Magnificat
a 6/7 voci
- Magnificat anima mea
- Et exultavit
- Quia respexit
- Quia fecit mihi magna
- Et miscericordia
- Fecit potentiam
- Deposuit
- Esurientes
- Suscepit Israel
- Sicut locutus est
- Gloria Patri
- Sicut erat in principio
Über die Entstehung und Erstaufführung der Marienvesper gibt es keine gesicherten Angaben. Wahrscheinlich bewarb sich der am Hof in Mantua bedienstete Claudio Monteverdi mit dem Druck des Werkes um eine andere Stelle, womöglich in Rom.
Eine Aufführung zu Lebzeiten ist nicht belegt; eventuell waren einzelne Teile 1608 im Rahmen einer fürstlichen Hochzeit in Mantua zu hören. Anzunehmen ist, dass die Marienvesper in den Jahren vor 1610 entstand, in unmittelbar zeitlicher Nähe zur Jahrhundertwende. Parallelen sind zu sehen zwischen Galileo Galilei und Claudio Monteverdi, welche beinahe auf das Jahr genau Zeitgenossen waren. Gilt Galilei als «Begründer der modernen Wissenschaft» (D. Guaccero), so stand Monteverdi im Zentrum eines musikalischen Umbruchs und war massgeblicher Wegbereiter der «nuove musiche». Dieser neue italienische Stil, der sich in den neuentstehenden Gattungen, der Oper, der Solokantate und des geistlichen Konzerts zeigte, bedeutete die Ablösung des niederländischen Stils und damit der polyphonen Motette.
Die Marienvesper ist beispielhaft für diese neue Art des Komponierens, der «seconda pratica», deren Parameter Sologesang mit Begleitung, Generalbass, konzertierendes Element und individueller Textausdruck Claudio Monteverdi hier meisterhaft ausarbeitet. Das Besondere der Marienvesper ist, dass Monteverdi in ihr Neues mit Altem verbindet - die Elemente des Neuen Stils werden mit der kontrapunktischen «prima pratica» des alten Kirchenstils kontrastiert. Sind es diese Gegensätze die uns die Marienvesper wie kaum ein anderes Werk dieser Epoche als ungemein aufrüttelnd empfinden lassen? Die Marienvesper, als musikalisches Abbild einer aufregenden, vitalen Epoche, zählt zweifelsohne zu den grössten Schützen der Musikgeschichte.
Die Basler Vokalsolisten werden mit diesem grandiosen Werk in verschiedenen Städten der Schweiz zu hören sein. Das Besondere bei dieser «Tour de Suisse» ist, dass die Marienvesper in den beiden verschiedenen Fassungen zur Aufführung kommen wird - zum einen mit Basso Continuo Begleitung einschliesslich der Zweitvertonung des Magnificat, zum anderen mit grossbesetztem Instrumentalensemble.
Sowohl in der Besetzung als auch im interpretatorischen Ansatz lässt sich das Ensemble von den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis leiten. Die farbige Klanglichkeit der Originalinstrumente sowie die virtuosen Verzierungen aller Beteiligten werden dem einen oder anderen modernen Ohr ungewohnte Klangwelten eröffnen. Eine faszinierende Aufgabe für die Basler Vokalsolisten und il desiderio und gleichzeitig die Möglichkeit für die Zuhörenden, dieses grossartige Werk noch detaillierter und facettenreicher kennen zu lernen und zu erleben.
Basler Vokalsolisten:
Sopran
Camilla de Falleiro
Regula Konrad
Marni Schwonberg
Regina Tondi
Alt
Barbara Erni
Anja Kühn
Doron Schleifer
Tenor
Simon Art
Beat Vögele
Dieter Wagner
Bass
Ulrich Acolas
Markus J. Frey
Othmar Sturm
Zinken
Helen Roberts
Anna Schall
Posaunen
Keal Couper
Christina Hess
Perkussion
Philip Tarr
Violone
Brett Simner
Theorbe
Maria Ferré
Orgel
Johannes Keller
Leitung
Sebastian Goll
28.10.2007, 17:00 Uhr, Predigerkirche Basel
10.11.2007, 20:15 Uhr, Stadtkirche Brugg
Henry Purcell (1659-1695):
«Funeral Music of Queen Mary»
- March
- Man that is born of a woman
- Canzona
- In the midst of life
- Canzona
- Thou knowest Lord (First version)
- March
Improvisation für Pauke nach „Hail Bright Cecilia“
Javier Hagen *1971:
«pater noster à 12» (2007) UA
John Jenkins (1592-1678):
«Pavane»
Richard Mico (ca. 1595-1661):
«Fantasia Nr. 1»
Heinrich Schütz (1585-1672):
»Musikalische Exequien» op. 7 SWV 279-281
- Concert in Form einer teutschen Begräbnis-Missa
- Motette «Herr, wenn ich nur Dich habe»
- Canticum B. Simeonis «Herr, nun lässest Du Deinen Diener»
Das Konzertprogramm „Vergänglichkeit“ verbindet Henry Purcells „Funeral Music“ und Heinrich Schützens „Musikalische Exequien“. Beide Werke wurden als Begräbnismusik für die jeweiligen Landesherrscher geschrieben. In beiden Werken haben uns ihre Schöpfer Musik hinterlassen, welche die Themen Leben und Tod auf grandiose Weise verbindet.
1694 starb die beliebte englische Königin Mary II. Aus diesem Anlass bearbeitete Purcell seine „Funeral Services“ von 1680-82 und kombinierte diese mit drei Sätzen für Blechbläser aus seiner Schauspielmusik „The Libertine“. Das Ergebnis ist ein Werk von feierlich-erhabenem Gestus und bewegendem, intensivem Ausdruck.
Heinrich Schütz musste sich während seines Lebens immer wieder dem Thema Tod stellen. Bittere Kriege, die Schrecken der Pest sowie tiefes persönliches Leid, wie der Verlust der Eltern, seines einzigen Bruders, seiner jungen Frau sowie der beiden kleinen Töchter, prägen ihn und seine Musik.
Die „Musikalischen Exequien“ sind Beispiel für das Ergebnis seiner tiefen Auseinandersetzung mit dem Schmerz und der Vergänglichkeit.
Zwischen den beiden Werken wird eine Uraufführung des jungen bereits renommierten Schweizer Komponisten Javier Hagen erklingen. Es handelt sich dabei um eine Auftragskomposition der Basler Vokalsolisten, die eigens für dieses Programm geschrieben wurde. Zum einen erinnert die Musik an die Werke der alten Meister, ist gleichsam Resonanz auf deren Schwingungen. Zum anderen gibt Hagen durch seine Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit ein musikalisches Statement des 21.Jahrhunderts. Ein Thema in verschiedenen Zeiten - Ausruf und Echo zugleich.
Die Komposition wird sich musikalisch als Kontrapunkt zu den beiden Rahmenstücken verhalten, aus einer Grundfarbe heraus: sie entwickelt aus einem durchgehenden Grundton kreisartig minimale Motive, die sich kaleidoskopartig gegeneinander verschieben – der Tod als omnipräsenten, leisen Ruhepunkt begriffen, umgeben von lebendigen Fragen, Umkreisungen, Spielen und Risiken.
Basler Vokalsolisten:
Leitung
Sebastian Goll
J.S. Bach Ratswahlkantaten BWV 29 «Wir danken dir»
und BWV 71 «Gott ist mein König»
in der Predigerkirche Basel